Man sagt gemeinhin, dass Kunst von Können kommt. Darin steckt etwas Wahres, denn es meint, dass auch ein Künstler seine Profession gelernt haben sollte. Wer eine Vase nicht naturgetreu aufs Papier bringen kann, wird auch bei der Abstraktion scheitern, denn diese braucht nicht nur den künstlerischen Blickwinkel, sondern auch die Fähigkeit, diesen zu Papier zu bringen. Und dennoch wird oft zu schnell zu Kunst deklariert, was aus einer Idee entsprungen ist.
Wenn wir von Kunst reden, dann sind es vor allem die Schönen Künste, die gemeint sind : Die Malerei, die Grafik, die Bildhauerei, vielleicht noch die Architektur, eigentlich auch die Literatur. Aber dann gibt es noch die Kunst als eine herausragende Leistung: Gerade im Ingenieurwesen, der Medizin und anderen Naturwissenschaften spricht man oft von einer Kunst. Eine Definition: Alles, was auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition beruht.
Tiere können keine Kunst
Kunst unterscheidet uns von den Tieren, von denen wir zumindest nach heutigem Stand ausgehen können, dass sie nicht der Schönheit willen produzieren. Ein schöner Vogel hat seine Federn, weil es ihm Paarungsvorteile bringt. Ein Vogel baut sein Nest, weil es seine Instinkte verlangen.
Kunst im allgemeinen Sinne beschreibt eine kreative Fähigkeit, die mit Präzision ausgeführt wird. Manche Philosophen fügen auch noch die Effizienz hinzu: Ein künstlerisches Bild zum Beispiel ist sicherlich meistens kreativ, aber es wird dann zur (guten) Kunst, wenn es das, was es ausdrücken soll, am besten so macht, wie es gemalt wurde. Und dass kann man eben nur mit Präzision und erlernten Fähigkeiten erreichen.
Kunst und Gesetze
Schwierig wird es immer dann, wenn Kunst Gegenstand der Gesetzgebung wird. In vielen westlichen Ländern ist der Kunstbegriff sehr weit ausgelegt, es herrscht die Kunstfreiheit. Damit ist gemeint, dass Kunst frei ausgelebt werden darf. Allerdings sind auch der Kunst Grenzen gesetzt: Sie darf nicht beleidigen, sie darf anderen Gesetzen nicht im Weg stehen (zum Beispiel darf man keine Tiere als Akt der Kunst töten, und Menschen natürlich auch nicht). Bei Graffiti ist das Gesprühte zwar ein Kunstwerk, der Akt an sich, wenn ohne Genehmigung vollbracht, aber eine Sachbeschädigung. Letztlich geht es bei der Kunstfreiheit darum, das der Staat nicht bestimmt, was Kunst ist.
Das ist nicht in allem Kulturen der Fall. In vielen asiatischen Ländern soll die Kunst der Bewahrung der Tradition und einem damit verbundenen, meist nationalen Kulturbegriff, dienen. Es ist zum Beispiel in buddhistischen Ländern undenkbar und bisweilen verboten, sich anders als religiös mit Buddha auseinanderzusetzen. Gleiches gilt in muslimischen Ländern, in denen sogar die Darstellung des Propheten an sich schon eine Straftat ist.
Kunst ist demnach immer so frei wie die Gesellschaft, in der sie entsteht. Weil aber eben Gesellschaften nicht homogen sind, werden Künstler immer wieder versuchen, Grenzen zu überschreiten und – bei Erfolg – damit auch wieder neue Messlatte zu setzen. Und oft wird vergessen, das Künstler dafür große Opfer bringen und manchmal auch mit ihren Leben für die Kunst bezahlen.