Kulturanthroposophen haben sich immer gefragt, warum wir Menschen schon recht früh mit künstlerischen Darstellungen begonnen haben. Schließlich haben wir bereits in der Steinzeit erste Bilder an die Höhlenwände gemalt. Auch wenn wir heute noch nicht so recht wissen, welche genaue Bedeutung die Malereien hatten und was Menschen bewog sie zu erstellen, so wissen wir doch, dass Tiere solche Werke nicht vollbringen.
Gleiches gilt auch für die frühen Funde von Elfenbeinfiguren, die etwa 40.000 Jahre alt sind oder etwa gleichaltrige Flöten. Wir wissen heute recht sicher, dass die ersten Kunstdarstellungen in Zusammenhang mit Ritualen und religiösen Praktiken geschaffen wurden. Man kann in heutigen Naturvölkern auch noch sehen, dass diese sehr viel Wert auf Schmuck legen, vor allem in Zusammenhang mit Stammestraditionen. Tätowierungen sind zum Beispiel eine jahrtausende alte Körperkunst, die zwar klare spirituelle Gründe (meist Schutz vor Geistern und Zauber) hatte, aber eben auch künstlerisch ausgeführt wurde.
Eine Frage der Selektion?
Die Anthropologen nennen die Zeit in der wir begannen, Kunst zu schaffen, den Übergang vom Homo Sapiens zum Homo Sapiens Intellectus. Es gibt auch auch biologische Erklärversuche. So hat sich die Evolutionstheorie auch der Frage angenommen, on und welchen Selektionsvorteil wir Menschen dadurch gehabt haben, dass wir künstlerisch tätig wurden. Es würde aber bedingen, dass zum Beispiel Künstler mehr Kinder haben oder besser überleben können. Dieser Zusammenhag ist so aber nicht herzustellen. Kunst scheint aber zumindest ein Kriterium für die Partnerwahl zu sein. Eine Hypothese lautet, dass kreative Menschen anderen überlegen waren, schon dadurch, dass sie neben Jagd und Fortpflanzung noch Gehirnkapazität für “schöne Dinge” hatten.
Weil wir es können
Eine andere Theorie erklärt Kunst eher als eine Art Nebenprodukt, eine Epiphänomen , unseres leistungsfähigeren Gehirns. Denn das hat sich in der Tat im Laufe der Jahrtausende immer weiter entwickelt und hat uns erst zum Homo Sapiens gemacht. Ein solches Gehirn hat Reserven, die zum Beispiel für Kunst und Gesang und Tanz genutzt werden konnten.
Beide Theorien können erklären, warum es Kunst in allen Kulturen gibt und gegeben hat. Man kann sie aber schlecht beweisen, weil man eben nicht einfach eine kulturlose Kontrollgruppe züchten kann und dann nachsieht, wie sich diese entwickelt.
So werden wir einfach nur eine Art bleiben, die eben Kunst für sich entdeckt hat, und Kunst wird weiterhin in unserem Alltag aber auch in unseren Ritualen und Traditionen eine Rolle spielen. So wie schon damals in den Höhlen.